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Rezension – Jo Nesbø: Durst

  • annieliebt
  • 26. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

Es gibt Bücher, die einen sofort packen – Durst ist so eines. Schon die ersten zwanzig Seiten sind ein Schock, ein Sog, ein Versprechen: Es wird intensiv, düster und nichts für schwache Nerven.


Draußen knistert der Wind, drinnen flackert das Kaminfeuer – und Jo Nesbøs Durst lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Bild: KI - animiert
Draußen knistert der Wind, drinnen flackert das Kaminfeuer – und Jo Nesbøs Durst lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Bild: KI - animiert

Jo Nesbø führt uns zurück in die Welt des Ermittlers Harry Hole, und mit ihm taucht man wie gewohnt tief ein in menschliche Abgründe. Alte Bekannte tauchen wieder auf: Mikael Bellmann, auf politischem Höhenflug mit zweifelhaften Motiven, seine zurecht eifersüchtige Frau Ulla, und die berechnende Kommunikationsberaterin Isabelle Skøyen. Ebenso Kaja Solness, Truls Berntsen, Stale Aune, Anders Wyller, Katherine Bratt – sie alle bringen ihre eigenen Schatten, Entscheidungen und inneren Kämpfe mit.


Besonders gelungen ist, wie Nesbø seine Figuren nicht als reine Helden oder Schurken zeichnet, sondern als komplexe Persönlichkeiten – zerrissen, verletzlich, manipulativ, loyal oder beängstigend kalt. Selbst Bellmann, ein Charakter, dem man nicht trauen will, zieht einen auf fatale Weise in seinen Bann.


„Ja, es muss aber auch erlaubt sein, die Genetik für den eigenen schwachen Charakter an den Pranger zu stellen.“


Der Fall? Schockierend. Schon früh geht es um eine grausame Mordserie, die in den sozialen Medien beginnt – und mit verstörenden Details endet. Er ist wieder da. Nach einer Gesichts-Op und drei-jährigem Warten. Valentine.


Nesbø spielt wie gewohnt mit psychologischer Tiefe und Thriller-Elementen, aber auch mit Fragen über Schuld, Verantwortung, Trauma – und was Menschen zu Monstern macht. Ist es die Genetik, wie der Psychater Stale Aune sagt, oder doch der eigene Wille?


„Wir werden nicht klüger, nur älter.“


Ein besonderer Moment für Harry-Fans: Harry Hole ist zurück, körperlich gezeichnet, aber innerlich aufgeräumter als früher. Oder? Der Alkohol, die Vergangenheit, die Liebe – all das spielt wieder eine Rolle. Und irgendwann merkt man: Es ist mehr als ein Krimi. Es ist eine Geschichte über Verlust, Obsession, Loyalität und Schmerz.


Spannend ist auch, wie Nesbø mit Erwartungen spielt. Zur Mitte hin scheint der Fall fast schon gelöst – und doch hat man noch etliche Seiten vor sich. Nichts ist, wie es scheint.

Und dann passiert es wieder: Man liest sich Seite um Seite in den Rausch. Will aufhören – und kann es nicht. Und gleichzeitig kommt dieses Gefühl:


Die Geschichte geht zu Ende – was lese ich jetzt? Oder lasse ich sie noch etwas in mir nachhallen?


Fazit: "Durst" ist ein nervenaufreibender, komplexer, tiefgründiger Thriller. Nicht einfach nur ein Krimi, sondern ein dunkles Psychogramm – spannend bis zum Schluss, mit Charakteren, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen.


Für Fans von Harry Hole ein Muss – für Thrillerliebhaber ein Fest.


Eure Annie

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